"70 nach 45" - FRIEDEN IM LAND?

nach 1945 70 Jahre kein Krieg auf deutschem Boden

Internationale Kunst-/Wanderausstellung 2015/2016  an 10 verschiedenen Orten Schleswig-Holsteins und Dänemarks mit Begleitprogramm

 

Die aktuelle Situation weltweit wird von kriegerischen Handlungen bestimmt. Der Krieg hat auch nach 1945 vor Europa nicht halt gemacht. Dabei meinen wir nicht die sogenannten Handelskriege, sondern Auseinandersetzungen mit Waffengewalt und Menschenopfern. Auch die gab und gibt es. Die Grenze zur Ukraine ist uns näher als Paris oder Rom. Im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine und auf der Krim wurde laut über eine Mobilisierung der NATO nachgedacht (Rasmussen, DK , Natogeneralsekretär). Der Ost-West-Konflikt ist nicht gelöst.Der 2. Weltkrieg forderte erschreckend viele Menschenleben, es starben mehr Zivilisten als
Soldaten.


                                    Soldaten                 Zivilisten
Rußland (UDSSR)     9 – 11 Millionen     15-27 Millionen (untersch. Schätzungen)
Deutschland               3.250.000               3.640.000
Polen                             300.000               6.000.000
Estland                                                        140.000
Finnland                          90.000
Lettland                                                       120.000
Litauen                                                         170.000
Norwegen                                                       10.000                                                                                                                                              

Diese Zahlen sind Grund genug, alles Mögliche zu tun, um kriegerische Auseinandersetzungen zu umgehen und andere Wege der Konfliktlösung einzuschlagen. Den alten Feindbildern mit den  dazugehörigen pauschalen Abqualifizierungen gilt es, entschieden entgegenzutreten. Kein Satz mit Formulierungen wie:„Der Deutsche ist….“, oder „Der Russe ist…“ sollte über unsere Lippen kommen.
Dies heißt aber nicht, daß wir zuschauen sollten, wenn mit militärischer Gewalt vorgegangen und Völkerrecht ignoriert wird, wie bei der Übernahme der Krim durch Rußland.

Wirklicher Frieden kann sich unserer Auffassung nach nur entwickeln, wenn man sich dem Widersacher/Feind friedlich nähert, nicht droht, sondern versucht ihn zu verstehen. In der
Konsequenz erfordert dies den unpopulären Mut einzustecken und nicht zurückzuschlagen. Eine solche Reaktion stellt die Bilder von Held und Feigling auf den Kopf. Das Hochhalten von Feindbildern, die Hetze, das Verehren und Heroisieren von Soldaten, besonders der Toten, bildet keinen Nährboden für friedliches Miteinander. Hier ist nicht das Betrauern und Wertschätzen der Toten aus menschlicher Sicht gemeint z.B. durch Angehörige.

Als soziale Wesen brauchen wir uns gegenseitig, wir sind aufeinander angewiesen, von einander abhängig und das auch global gesehen. Vielleicht ist es das Drama unserer Existenz, daß wir uns brauchen und uns dennoch hassen können oder sogar umbringen. Frieden geht also nur zusammen und wenn wir ihn wirklich erreichen, ist er kein bleibender Wert, kein Dauerzustand. Das bedeutet, wir und unsere Fantasie sind ständig gefragt und gefordert , weil Frieden immer wieder neu kreiert werden will. Die Abwesenheit von Krieg ist noch kein Frieden, aber eine Vorstufe dazu.

Kultur zu leben, achtsam mit anderen Menschen, mit Fremden umzugehen, heißt, sich Ängsten und Unsicherheit auf fremdem Terrain auszusetzen. Aufeinander zu  gehen, sich kennen lernen und, wie im Falle dieses Ausstellungsprojektes, etwas zusammen  machen, könnte ein Schritt zu mehr Frieden sein.Da wir den Friedensgedanken ins Land tragen wollen, sind es unterschiedlichste Ausstellungsorte geworden. So u.a. der ehemalige Bunker, drei Kirchen, eine ehemalige Synagoge, eine KZ-Gedenkstätte und ein Gemeinschaftsatelier. Als Besonderheit dieses Ausstellungskonzeptes möchten wir die Aus- bzw. Verbreitung der Kunstwerke mit ihrer Friedensbotschaft im Land herausstellen. Es geht uns nicht um eine „hochgehängte“ Veranstaltung an einem renommierten Ort, z.B. beschränkt auf die Landeshauptstadt, sondern um viele, größere und kleinere Ausstellungen mit internationaler Beteiligung in verschiedenen Orten im Land. Es wird also nicht nur in Kiel Festakte und Kunst zu dieser Thematik zu erleben sein, sondern auch in anderen Orten unseres Landes.

So laden wir ein zu unterschiedlichsten Begegnungen, mit Besuchern, mit Künstlern und ihren Kunstwerken, an ungewöhnlichen Ausstellungsorten.

Im Verlauf des Jahres werden wir an jedem Standort ein abwechslungsreiches Begleitprogramm erstellen, für jede Station wird es eigene Einladungen und Informationen geben.

Wir hoffen, mit diesem Projekt Mut zu machen, Mut, mehr Frieden zu wagen.

 

J. Baum